Die Stadt Groitzsch nebst Umgebung kann hier im Leipziger Südraum mittlerweile einige Sehenswürdigkeiten aufweisen. Dazu gehört das Flursteinlapidarium auf dem Gelände der ehemaligen Wiprechtsburg.
Es begann im Spätherbst 1982, als dort die ersten drei Kleindenkmale aus dem westlichen Teil des damaligen Kreises Borna aufgestellt wurden. Mittlerweile sind es 48 Exemplare geworden, die aus unserer Umgebung zusammengetragen wurden.
Es handelt sich dabei um verschiedene steinerne Wegweiser, Meilensteine, Grenzsteine, uralte Kilometersteine und Hegesäulen, auch Wappensteine sind dabei.
Meine "Sammelleidenschaft" hat eigentlich vor nunmehr fast 25 ahren begonnen, als die Devastierung - sprich Abbruch - des Dorfes Käferhain ins Gespräch kam. Mithin sollte auch die alte Poststraße von Groitzsch nach Lucka nach und nach dem Tagebau zum Opfer fallen.
Bei meinen üblichen Flurbefahrungen als damaliger ehrenamtlicher Kreisdenkmalpfleger fand ich dort eines Tages, es war im Sommer 1982, einen sogeannten königlich-sächsischen Meilenstein der im Straßengraben lag und ein trauriges Dasein fristete. Zugleich entdeckte ich an der Straßengabelung Käferhain-Methewitz einen ca. 80 cm hohen Sandsteinwegweiser mit sächsischem Wappen sowie in der Flur zwischen Peres und Rüssen einen stark verwitterten Wegweiser, ebenfalls aus Sandstein.
Auch hier war abzusehen, dass eines Tages die Bagger der Tagebaue alles vernichten würden.
Mir tat es leid, dass die besagten Flurdenkmale für immer verschwinden sollten. Mit Unterstützung umliegender Betriebe, zudem vielfach uneigennützig sowie zahlreicher Heimatfreunde konnten dann bis 1991 fünfzehn Objekte geborgen werden und auf der Wiprechtsburg aufgestellt werden. Die Wiprechtsburg bot sich regelrecht an auch als neue Heimstatt geborgener Flurdenkmale zu gelten, war ihr Ruf mit dem Abbruch der einst weit bekannten Gaststätte "Zur Wiprechtsburg" 1959 nicht gerade der beste. Entgegen mancher Hindernisse konnte dieser Standort der heimatlos werdenden Denkmale beim damaligen Rat des Kreises Borna, Abteilung Kultur, gesichert werden. Und heute können die Groitzscher eigentlich stolz darauf sein, eine wohl im weiten Umkreis einmalige Sammlung derartiger Zeugnisse zu besitzen.
Und in den letzten 20 Jahren konnten dann immer mehr Objekte auf der Wiprechtsburg aufgestellt werden.
Fakt war, dass nur absolut gefährdete Steinmale geborgen wurden. Das hat sich oft negativ ausgezahlt, denn etliche erfasste und fotografierte Steine wurden durch frevelnde Hand entwendet und stehen heute irgendwo kaum beachtet im eigenen Grundstück. Hätte ich sie nur selbst "geklaut" .... Sie wären heute auf der Burg für die Öffentlichkeit erlebbar.
Gedenksteine aus Breunsdorf, Kilometersteine von der ehemaligen königlich-sächsischen Staatseisenbahn Zwenkau-Groitzsch stehen heute auf der Burg sowie Flurgrenzsteine aus der Elsteraue, die vielfach ungeachtet herausgeackert an Straßenrändern lagerten. Etliche stammen davon noch aus dem 18. Jahrhundert. Als einziger Rest des 1910 erbauten Droßdorfer Herrenhauses steht heute der Wappenstein auf einem Sandsockel. Zwei Hegesäulen, ein Wappenstein aus dem Profener Tagebau sowie ein Wappenstein des Stiftes Zeitz-Naumburg (ein Geschenk von Buttstädter Heimatfreunden) zieren heute den oberen Rundweg östlich der Burgruine.
Unser Prachtexemplar, der Stöntzscher Floßgrabenstein, wurde der Stadt Pegau anlässlich der 900-Jahrfeier 1996 als Geschenk übergeben, lagert aber heute leider im Verborgenen.
Die Stadt Groitzsch nebst Umgebung kann hier im Leipziger Südraum mittlerweile einige Sehenswürdigkeiten aufweisen. Dazu gehört das Flursteinlapidarium auf dem Gelände der ehemaligen Wiprechtsburg.Publiziert wurde das Groitzscher Lapidarium in der letzten Zeit auch über die Landesgrenzen hinaus. Flyer, Veröffentlichungen in der Presse und in unserem Groitzscher Heimatblatt machten die Steine allgemein bekannt. Auch wurde an jedem Stein eine kleine Infotafel über Art und Herkunft aufgestellt, die leider immer wieder beschädigt wurden.
Da zu jedem Stein eine kleine Geschichte erzählt werden kann, und jeder so seine Vergangenheit hat, ist vorgesehen, das Ganze ausführlicher vorzustellen.
Jedenfalls ist dieses Flursteinlapidarium auf der Groitzscher Wiprechtsburg ein Anziehungspunkt, genauso wie Weinberg und Freilichtbühne.
Roland Meyer
Ortschronist